Ataxie

Das klinische Bild der Ataxie beruht auf ursächlich verschiedenen organischen Veränderungen des Zentralnervensystems (Gehirn und Rückenmark) oder des peripheren Nervensystems.
Je nach Lokalisation der Erkrankung unterscheidet man cerebellare Ataxie (lat. Cerebellum - Kleinhirn) als eine vom Kleinhirn ausgehende Form der Ataxie und spinale Ataxie (lat. Spina - Wirbelsäule), somit von der Halswirbelsäule, genauer dem Rückenmark in diesem Bereich ausgehende Form der Ataxie. Sowohl bei der cerebellaren als auch bei der spinalen Ataxieform sind verschiedene Ursachen für das Auftreten verantwortlich zu machen.

Bei folgenden Rassen ist ein vermehrtes Auftreten vorhanden:
Kerry-Blue-Terrier, Gordon Setter, Labrador, Golden Retriever, Samoyede, Airedale-Terrier, Greyhound, Boston-Terrier, Französische Bulldogge, Collie (Degenerative Kleinhirn-, Hirnstamm- und Wirbelsäulenerkrankungen), Foxterrier (Progressive Ataxie), Jack-Russell-Terrier (Hereditäre Ataxie).

Ataxien entstehen vorwiegend durch Schäden des Kleinhirns, des vestribulären Apparates oder des Rückenmarks, selten durch Großhirndefekte.

1) Ataxie mit Wahrnehmungsdefiziten und/oder Bewusstseinsstörungen, aber ohne vollständige oder unvollständige Lähmung spricht für Großhirnprobleme.

2) Ataxie mit Dysmetrie (falsche Abmessung von Zielbewegungen), Nystagmus (Augenzittern) und Tremor des Kopfes (Zittern) spricht für einen cerebellären Ursprung/Kleinhirnataxie.

3) Ataxie mit Schiefhaltung des Kopfes, abnormem Gang, Stellungsanomalien und der Tendenz, nach einer Seite zu fallen, spricht für eine einseitige vestibuläre Ataxie. Diese kann a) peripherer lokalisiert, d. h. im Innenohr durch eine evt. Entzündung entstehen, oder b) zentralen Ursprungs sein. Bei Ataxien mit breitem Gang und schwingendem Kopf ist an eine zentrale Störung im Hirnstamm zu denken.

4) Ataxie mit Bewegungsstörungen, Wahrnehmungsdefiziten und Lähmungen in der Vor- und/oder Nachhand ohne Störungen der Kopfbewegungen oder der Haltung haben ihren Ursprung im Rückenmark.

Cerebellare Ataxie:
Das Kleinhirn (Cerebellum) ist für die Erhaltung des Gleichgewichtes und die gesamte Koordination der Skelettmuskulatur in Ruhe und während der Bewegung zuständig und verantwortlich. Darüber hinaus wird auch der Muskeltonus (Spannung) reguliert. Von diesem Teil des Zentralnervensystems gehen also keine Impulse aus, vielmehr werden die ihm zufließenden Reize aufgearbeitet sowie verarbeitet. Die Bewegungsimpulse selber werden von übergeordneten Zentren im Großhirn und Hirnstamm abgegeben. Bei der cerebellaren Form der Ataxie stehen hereditäre, d. h. erbliche Kleinhirnmissbildungen und Schäden im Vordergrund der Erkrankung. Weiterhin können für ein Entstehen dieser Form auch Virusinfektionen (u. a. Herpesvirus) verantwortlich gemacht werden. Hauptsymptom der Erkrankung ist eine Inkoordination im Bewegungsablauf des Hundes in ganz unterschiedlicher Stärke. Die Vordergliedmaßen greifen in der Bewegung weit nach vorne mit übermäßiger Streckung, die Hintergliedmaßen werden gleichsam im Bogen nach vorne geführt. Der zeitliche Ablauf der Schrittfolge ist ungleichmäßig, der Hund stolpert häufig und stürzt mehr oder weniger oft. Das erkrankte Tier vermag sehr häufig nicht, ein Ziel geradlinig anzusteuern (z. B. Wasser- oder Futternäpfchen) und verfehlt es außerdem noch oft.

Spinale Ataxie:
Die spinale Ataxie wird gelegentlich auch als Wobbler-Syndrom bezeichnet. Deutlich im Mittelpunkt des Geschehens steht ein Trauma mit mehr oder minder starker Quetschung des Halsmarks. Wirbelknochendeformation im Bereich der Halwirbelsäule, eine starke Biegung derselben bodenwärts sowie ein Hervortreten der Gelenkkapseln der seitlichen Wirbelgelenke in den Wirbelkanal hinein stellen die Hauptursache der Rückenmarksveränderungen. Im Rückenmark selbst erleiden die oberflächennahen Nervenbahnen, die das Kleinhirn (zuständig für Motorik und Koordination) mit der Muskulatur der Beckengliedmaßen verbinden, zwangsläufig die stärksten Schäden. Dadurch wird klar, weshalb in diesem Falle der Ataxie Bewegungsstörrungen der Hintergliedmaßen stets sehr viel deutlicher ausgeprägt sind. Auch eine angeborene Asymmetrie der Halswirbelsäule kann zu einer deformierenden degenerativen Gelenkerkrankung im Bereich der Wirbelsäule führen, die das Rückenmark beeinträchtigt und damit zum klinischen Bild der Ataxie führt. Die sehr stark variierenden klinischen Erscheinungen werden generell von Koordinationsstörungen im Bewegungsablauf der Gliedmaßen geprägt. Bei Grad III (hochgradig) ist ein schwankender, torkelnder Gang vorhanden, die Beckengliedmaßen werden mühend nach vorn geführt mit kurzem Nachschleifen der Pfote und tappender Fußung. Die Ab- und Adduktion (Anziehen und Ausstrecken der Gliedmaße) ist vielfach übertrieben, die Winkelung verstärkt.

Quelle


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